Gesichter der IT: Prof. Dr. Stefan Brunthaler – Hit and run Strategie war nie mein Ansatz

Der SIBB e.V. als Branchenverband der IT-Wirtschaft in Berlin und Brandenburg stellt mit der Serie „Gesichter der IT in der Hauptstadtregion“ die Menschen hinter den Dienstleistungen und Lösungen vor.

BildBerlin. (wei) Dr. Stefan Brunthaler ist ein gestandener IT-Unternehmer, der mit seiner IT-Firma Dr. Brunthaler Industrielle Informationstechnik GmbH seit nunmehr 27 Jahren von Berlin aus logistische Geschäftsprozesse seiner Kunden in Industrie, Handel und der Transport- und Logistikbranche steuert. Mit rund 25 Mitarbeitern entwickelt, installiert und vertreibt er prozessorientierte Online Software für die Lager- und Versandlogistik. Diese IT-Lösung zur Lager- und Versandabwicklung ist sein Gründungsprodukt, mit dem er bereits 1987 startete – im alten Westberlin und mit dem er vom heute aus wieder vereinigten Berlin noch immer erfolgreich am Markt ist. Für ein Produkt der IT eine fast unglaublich lange Zeit, auf die er mit Recht stolz ist, denn in der Schnelllebigkeit der IT-Entwicklungen ist das keinesfalls ein Normalfall.

„Die Gründungsidee, eine anpassbare Software zur Lagerverwaltung und das Warehouse Management zu entwickeln, trägt sich bis heute“, so Brunthaler. Sie hat sich natürlich weiter entwickelt, aber in ihrer Grundarchitektur ist sie nach wie vor tragfähig. Die Entwicklung verlief von Anfang an gemeinsam mit dem Kunden – daher flossen nicht nur die technischen Komponenten in diese ein, sondern vor allem auch ein hohes Potential psychologischer Faktoren. Und genau das sieht Brunthaler als das Rezept für den Erfolg langlebiger IT-Dienstleistungen: „Unser Erfolg basiert bis heute auf dem Umstand, dass wir keine hochautomatisierten Insellösungen hergestellt haben, sondern variabel anpassbare Lösungen gestalten – immer eng an den sich ändernden Kundenbedürfnissen orientiert.“ Sein Lagerverwaltungssystem findet sich in Firmen wie Bosch, DB Schenker oder der Trost Gruppe im Dauereinsatz. Dass sein Prinzip des interdisziplinären Arbeitens ein bewährtes Modell ist, zeigt auch, dass der Kunde der ersten Stunde – ein schwäbisches Handelsunternehmen -seit nunmehr zwei Jahrzehnten auf die Brunthaler’sche Lösung vertraut. Der erfahrene Unternehmer sieht darin ein wesentliches Erfolgselement, will man marktgerechte Produkte entstehen lassen und auf lange Zeit etablieren.

Praktische Erfahrungen helfen bei der Selbständigkeit

1985 gründete Brunthaler, unmittelbar nach seiner Promotion, sein Unternehmen mit zwei Kompagnons in einem kleinen Charlottenburger Ein-Raum-Büro. Ohne den entsprechenden Background und die notwendigen Erfahrungen, die es dringend für eine Unternehmensgründung braucht, wie er betont. „Das war superkaltes Wasser und der größte Fehler, den ich je gemacht habe“, gibt Brunthaler heute zu. Der Hochschulprofessor, der bereits seit 2003 am Lehrstuhl für Telematik an der Technischen Hochschule Wildau lehrt, sagt dies im Brustton der Überzeugung – die Antworten auf die sich daraus ergebenen Fragen liefert der gestandene Unternehmer jedoch nicht nur seinem Gegenüber, sondern auch seinen Studenten in den Vorlesungen, gleich mit: „Ich gebe den jungen Menschen grundsätzlich den Rat: `start small, cheap and local´. Ich habe nie nach einer umsatzorientierten hit-and-run-Strategie gestrebt, sondern Wert auf gesundes Wachstum gelegt. Ohne Fördermittel, step by step. Und dennoch weiß ich heute, dass die beste Basis für die Selbständigkeit einige Jahre Berufserfahrung sind, ohne Zweifel. Praktische Lehrjahre in einem Unternehmen helfen unglaublich bei der fundierten Vorbereitung – das fehlte mir und damit die Erfahrung, bestimmte Fehler nicht zu machen. Will man dennoch unmittelbar nach dem Abschluss gründen und vor allem die finanziellen Risiken bei der Unternehmensführung minimieren, muss man sich immer vor Augen halten, dass man mindestens mit Kosten für Personal, Finanzbuchhaltung, Verkauf und Technik/ Organisation kalkulieren muss! Nur die gute Idee allein reicht nun einmal nicht! Leider machen das die wenigsten – Studenten orientieren sich an Ausnahmen und nicht an der Regel.“

Und so transportiert er in seiner Lehrtätigkeit auch so wichtige Tugenden ausdauernder Entwicklungsarbeit: „Ich versuche, das, was ich in der täglichen Arbeit als Unternehmer umsetze, so praxisbezogen wie möglich zu lehren. Mir ist es daher wichtig, dass meine Studenten ihre Forschungsprojekte bis zur Serienreife entwickeln. Ich will sie dabei begleiten, dass sie über bodenständige Produktentwicklungen nachdenken und diese umsetzen. Das ist nicht unbedingt immer sexy, aber in dem ich Ihnen den Weg der Arbeitsweise zu einer ernsthaften Produktentwicklung aufzeige, kann ich ihnen mehr mitgeben, als übliche Start-up Phrasen.“

Neben seiner unternehmerischen Tätigkeit betreut er 20 bis 30 Studenten pro Jahr an der Hochschule. Er netzwerkt gern und ausdauernd – auch wenn er bedauert, dass ihm wenig Zeit dafür bleibt. „Es ist der ´Fluch` des Mittelstandes, dass der Chef noch selbst arbeitet“, lacht er. Ob als SIBB Mitglied, Mitglied im VDI – Arbeitskreis Informationstechnik, bei Xing, Linkedin oder facebook – er weiß die Vorteile der Netzwerke sehr zu schätzen. Für die Zukunft betrachtet er wie viele seiner Kollegen die wachsende Fachkräfteproblematik gerade auch für den Mittelstand durchaus ernst. „Zum einen ist es schwierig, Leute zu bekommen, die auch in der Lage sind, komplexe Datenbank-Anwendungen weiterzuentwickeln – meist werden sie an den Hochschulen und Unis zu spezialisiert ausgebildet. Zum anderen gehen sie nach dem Studium in große Konzerne, weil sie sich dort sicher fühlen und in den mittelständischen Unternehmen keine Entwicklungschancen sehen. Auch wenn das falsch ist, ist das leider so. Und das ist sehr sehr schade. Mittelstand ist aus der Sicht vieler Absolventen nun mal nicht trendy. Aber wer am Markt dauerhaft bleiben will, muss Nischen besetzen, nicht einem Mainstream folgen. Und daher bieten mittelständische Unternehmen durchaus Entwicklungsperspektiven für junge Menschen. Nur leider werden diese viel zu selten kommuniziert.“ Blickt man auf seine Mitarbeiterstruktur, fällt einem deshalb auch die eher untypische Mischung für die IT auf. Die Altersstruktur bewegt sich im Durchschnitt um die 40, „bei uns ist von ganz jung bis 60 alles vertreten. Die Erfahrungen gerade unserer älteren Mitarbeiter sind von unschätzbarem Wert, warum soll ich darauf verzichten? Ich stelle nicht nach Alter ein.“

Der Diplom-Ingenieur für Maschinenbau, der 1985 mit summa cum laude promovierte, steht auch aus diesem Grunde der öffentlichen Berichterstattung durchaus kritisch gegenüber. „Ja, wir IT-ler haben ein Imageproblem. Wir, und das sind vor allem mittelständische Unternehmen, schaffen immaterielle Wirtschaftsgüter, wir müssen Ideen von anderen nachempfinden und umsetzen können. Für diese geistige Arbeit wollen wir auch noch Geld… Doch wenn man dann solche Phrasen hört, wie `das hat mein Neffe in seiner Freizeit programmiert` oder dass IT-ler ´das hippe Partyleben frönen´, wertet das die Arbeit der IT-Wirtschaft nicht unbedingt auf. Das ist nicht IT! Die Arbeitsweise einer ernsthaften Produktentwicklung ist draußen viel zu wenig bekannt – regelmäßige Blicke hinter die Kulissen würden daher immer gut tun und auch der öffentlichen Wahrnehmung, dem Verständnis und der Nachwuchsgewinnung dienen. Aber, so scheint es mir, an einer bodenständigen Berichterstattung haben Medien dabei nicht unbedingt das größte Interesse.“

Berliner Standortvorteil für die IT

In den langen Jahren seines Unternehmertums steckte er natürlich auch Rückschläge ein. Da waren die Internetblase oder 9/11, die die Auftragslage in den Keller sausen ließen. Das war auch die Zeit, in der er sich mit der Hochschulprofessur ein zweites Standbein schaffte – für seine Studenten aus heutiger Sicht ein Segen.

Ein großer Einschnitt war für das Berliner Unternehmen ohne Zweifel auch die deutsche Wiedervereinigung. Wie für so viele, wenn er aus heutiger Sicht auch so ehrlich sagt, dass dies für seine Firma zunächst erst einmal alles andere als positiv war: „Wir hatten vor der Wiedervereinigung in Westberlin einen knallharten Wettbewerbsvorteil – unsere Mitarbeiter erhielten Standortzulagen, wir partizipierten von der Berliner Umsatzsteuerpräferenz. All das fiel mit einem Schlag weg. Für uns bedeutete dies, dass wir mit unseren Produkten von heute auf morgen teurer werden mussten, genau genommen 13 Prozent. In einer Zeit, in der wir mitten im Entwicklungsprozess steckten, war das für uns alles andere als leicht. Die Delle spürten wir noch bis ins Jahr 1993.“

Auch wenn sich für Berlin die Tore ins Umland öffneten, blieb aus seiner Sicht zunächst gerade der IT-Boom in den neuen Ländern aus. „Die meisten Unternehmen in den neuen Ländern wurden ja bekanntermaßen mit ´altem Kram` ausgestattet, frische moderne IT-Produkte zu platzieren, war fast ausgeschlossen.“ Rückblickend betrachtet er die Wiedervereinigung auch nicht aus profitabler Sicht für sein Unternehmen, sondern aus ideeller Sicht. „Heute liegt der Standortvorteil für die IT-Wirtschaft in Berlin natürlich auf der Hand. Berlin ist eine tolle hippe Stadt, mit ausgezeichneter Infrastruktur, idealer Verkehrsanbindung. Als Unternehmen kann man hier wachsen und agieren, auch, was die Entwicklung von Geschäftsräumen angeht.“ Er liebt Berlin, ist ein eingefleischter Hauptstädter und bedient dabei gerne das klassische Klischee – viel Wasser, viel Wald, hoher Freizeitwert. In der Region frönt er seinen technischen Hobbys, das Modellfliegen oder in der ehrenamtlichen Vereinsarbeit „zur Förderung und dem Erhalt des Mitsubishi 3000 GT“, wo er mit schnellen Sportwagen über den Lausitzring saust.

Für die Zukunft wünscht er sich, dass er „seinen kleinen Marktanteil so konsolidieren kann, dass er Produkt und Service kontinuierlich weiterentwickeln und modernisieren kann“. Auf die berühmten fünf Jahre gesehen, „werde ich alles dafür tun, einer der führenden Anbieter zu bleiben, der dann auch manuell anpassbare Lagerverwaltung und Lagerlogistik in die Cloud verlagert.“ Er will seinen Marktanteil in Mitteleuropa erhöhen, hier sieht er angesichts hoher Grundstückspreise und teurer Arbeitskosten ein enormes Potential für seine Logistikangebote. Es wird ihm gelingen, da kann man sicher sein. Denn eines ist der gebürtige Berliner und IT-Unternehmer Stefan Brunthaler, der sich als Designer und Konzeptentwickler versteht: bodenständig mit wachem und weitem Blick über den eigenen Tellerrand hinaus.

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Hintergrund
Über den IT-Branchenverband SIBB e. V.
1992 gründeten engagierte Unternehmer den Verband als Software-Initiative Berlin Brandenburg. Heute ist der SIBB e.V. etablierter Partner der gesamten Branche in der Hauptstadtregion und Mitgestalter der politischen und wirtschaftlichen Rahmenbedingungen. Er ist Interessenverband für Unternehmen der IT- und Internetwirtschaft in Berlin und Brandenburg. Der SIBB e.V. vernetzt die Akteure der Branche und vertritt ihre Interessen in Politik und Gesellschaft. Der Verband sorgt für einen aktiven Austausch über die Branchengrenzen hinaus. Zahlreiche Veranstaltungen des Verbands fördern Austausch, Kooperation und Wissenszuwachs. Zum regelmäßigen Angebot gehören Foren, Netzwerke, Stammtische und kompakte Seminare. SIBB-Kongresse und Messeauftritte bilden Höhepunkte des Jahres. Zu den Mitgliedsunternehmen gehören IT-Dienstleister und Software-Anbieter, Telekommunikationsunternehmen, Unternehmen der digitalen Wirtschaft sowie Hochschulen und Forschungseinrichtungen. Etablierte Institutionen und namhafte Unternehmen finden sich ebenso darunter wie Startups.

SIBB region ist das Netzwerk für die IT- und Internetwirtschaft in Brandenburg und Bestandteil des SIBB e.V. und hat seinen Sitz in Wildau. Das Netzwerk SIBB region wird vom Ministerium für Wirtschaft und Europaangelegenheiten des Landes Brandenburg im Rahmen der Gemeinschaftsaufgabe „Verbesserung der regionalen Wirtschaftsstruktur“ (GRW) aus Mitteln des Bundes und des Landes Brandenburg gefördert.
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